12.05.2005
Raiffeisen: Report Zentral- und Osteuropa
Köln, den 12.05.2005 (Investmentfonds.de) - Die mittel- und osteuropäischen Märkte
verzeichneten im April erneut insgesamt schwächere Kurse. Die von den USA ausgehenden
Zinsängste und globale Konjunktursorgen führten zu Abflüssen aus den Emerging Markets,
berichtet Frau Dr. Angelika Millendorfer, Leiterin und Fondsmanagerin Osteuropa-
Aktienteam, im aktuellen Marktbericht.
Entgegen dem weiter eher positiven fundamentalen Bild für die osteuropäischen
Anleihenmärkte konnten sich besonders die Währungsmärkte dem internationalen Rückgang
des Risikosentiments und der teilweise nicht begründbaren Berücksichtigung politischer
Risiken nicht entziehen. Negativere Aussichten für den EUR/USD-Wechselkurs und
innenpolitische Unsicherheiten belasteten besonders den polnischen Markt.
Die sich mit Ausklang des vorigen Jahres abzeichnende leichte Wachstumsverlangsamung
bei gleichzeitigem Rückgang der inflationären Dynamik in den CEE3-Ländern setzte sich
fort.
Die Inflation fiel in den letzten Monaten noch deutlicher als erwartet. Auch im
weiteren Verlauf des ersten Halbjahrs ist im Zuge der konjunkturellen Abschwächung
mit weiter rückläufigen Inflationsraten zu rechnen. In einigen Ländern ist bis
Jahresende mit weiter sinkenden Leitzinsen zu rechen.
Russland
Der russische Aktienmarkt konnte seine defensiven Qualitäten erneut unter Beweis
stellen und tendierte seitwärts.
Die Rahmenbedingungen sind in Anbetracht der nach wie vor festen Rohstoffnotierungen
weiter günstig.
Die Diversifikation des Anlageuniversums setzt sich fort, so ist etwa der Börsegang
der Supermarktkette Pyaterochka im Laufen.
Nach dem massiven Verkauf von russischen Hartwährungsanleihen konnte sich die
Situation im April wieder stabilisieren.
Besonders die unerwarteten Anzeichen einer Wachstumsabschwächung in den USA
stützten den amerikanischen als auch den russischen Anleihenmarkt.
Relativ zum restlichen EM-Universum bleibt Russland allerdings günstiger bewertet.
Ungarn
Ungarische Aktien korrigierten moderat.
OTP setzte das im März verkündete Aktienrückkaufprogramm aus, nachdem rund 1,5
Millionen Stück erworben wurden.
MOL setzt den Aktienrückkauf fort und möchte wie OTP die eigenen Anteile als
Akquisitionswährung einsetzen. MOL strebt noch 2005 die Mehrheit an der kroatischen
INA an.
Die Währungsabwertung reduzierte erwartete Zinssenkungen.
Trotz des negativen Umfelds konnte sich das makroökonomische Bild für ungarische
Anleihen leicht verbessern.
Die eindeutig negativen Nachrichten von der Budgetseite trüben die Erwartungen. Die
Notenbank dürfte zu eher kleineren Zinsschritten tendieren.
Polen
Der polnische Aktienmarkt verzeichnet weiterhin eine unterdurchschnittliche
Performance.
Der Bankensektor leidet unter der starken Konkurrenz und der ungünstigen, weiter
verflachten Zinskurve.
Die Hauptaktionärin France Telecom setzte bei TPSA eine Neuplatzierung der Mobilfunk-
marke von Centertel auf Orange durch. Die Lizenzgebühr wird das Ergebnis der Mobil-
funksparte belasten.
Die Korrektur im Zloty lässt die Exporteure aufatmen, während die trüben globalen
Konjunkturdaten negativ zu sehen sind.
Keine Stabilisierung am polnischen Währungsmarkt.
Die Notenbank hat aufgrund der schwächeren Konjunkturdaten bei gleichzeitig sinkendem
Inflationsdruck Zinssenkungen im Ausmaß von 100 Bp durchgeführt.
Aus fundamentaler Sicht präsentiert sich der polnische Markt wieder attraktiv.
Tschechische Republik
Tschechische Aktien korrigierten leicht.
Cesky Telekom bleibt im Zentrum des Interesses. Die in der Region bis dato nicht
vertretene Telefonica gab überraschend das höchste und mit gut 500 Kronen
stattliche Angebot für Cesky Telekom ab.
Trotz der anhaltend erfreulichen Leistungsbilanzdaten blieb auch der tschechische
Markt von den internationalen Turbulenzen nicht verschont, zusätzlich drücken die
niedrigen Zinsen auf die Währungsentwicklung.
Der tschechische Markt bleibt angesichts des niedrigen Spread- und Renditeniveaus
wenig attraktiv.
Osteuropäische Randmärkte
Osteuropäischen Eurobonds zeigten sich relativ zu den Euroland-Renditen im Gegensatz
zu früheren Sentimentverschlechterungen behaupten.
Die recht engen Spreads wurden entweder gehalten, wie im Falle aller neuen EU-
Mitglieder sowie Bulgariens, oder weiteten sich leicht aus.
Investment Aussichten
Osteuropa bietet nach wie vor attraktive Veranlagungsmöglichkeiten bei tendenziell
fallenden Zinsen. Russische Aktien konnten ihre defensiven Qualitäten erneut unter
Beweis stellen und tendierten praktisch unverändert. Die hohen Rohstoffpreise bieten
gute Rahmenbedingungen. Die ungarische Bank OTP beendete ihr Aktienrückkaufprogramm
und möchte die Anteile wie die Ölgesellschaft MOL als Akquisitionswährung einsetzen.
Letztere beabsichtigt die Mehrheit an der kroatischen INA zu übernehmen. Telefonica
gab ein überraschend hohes Gebot im Rahmen der Vollprivatisierung von Cesky Telekom
ab. Sollte ein relativ großer Teil der Minderheitsaktionäre das Pflichtangebot
nicht annehmen, bleibt die Aktie dem Börseplatz Prag erhalten. Der polnische Zloty
gab deutlich nach. Die Banken leiden weiter unter der schwachen Kreditnachfrage und
der ungünstigen Zinsentwicklung.
Quelle: Investmentfonds.de