DONNER & REUSCHEL | 2025: bekannte Risiken und potentielle Chancen
Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL
Investmentfonds.de | Für Europa und insbesondere Deutschland startet 2025 aus konjunktureller Sicht ernüchternd.
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Während die deutsche Volkswirtschaft im laufenden Jahr voraussichtlich das zweite Mal in Folge eine Schrumpfung verzeichnet, die gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung also sinkt, dürfte die Eurozone ein Wachstum von nur 0,8 Prozent aufweisen.
Für die kommenden Monate erwarten wir eine leichte Dynamisierung der Konjunktur, allerdings zeigen selbst die optimistischen Prognosen mit rund 0,5 Prozent für Deutschland und knapp 1 Prozent Wirtschaftswachstum für die Eurozone nur einen verhaltenen Aufschwung an. Das Bild wird noch farbloser, wenn man zum Vergleich auf die US-Konjunktur schaut: nach 2,8 Prozent in diesem ist im nächsten Jahr erneut mit über 2 Prozent Wachstum zu rechnen. In diesen Prognosen sind die von Donald Trump erwarteten wachstumsfördernden Maßnahmen kaum berücksichtigt, da Umfang und Zeitraum vorerst unklar bleiben.
Andererseits werden einige potenzielle Stoßrichtungen der neuen Administration von Ökonomen kritisch gesehen. Vor allem eine Verschärfung der Handelskonflikte und die massenhafte Abschiebung von Migranten dürften sich negativ auf die US-Wirtschaft auswirken. Da Trump der US-Wirtschaft jedoch kaum schaden möchte, könnten solche Pläne letztlich doch nicht wie angekündigt umgesetzt oder Zölle ggf. schnell wieder reduziert werden.
Vor diesem Hintergrund sollte Europa offen, aber auch selbstbewusst und mit eigenen Druckmitteln (insb. potenzielle Gegensanktionen) sowie Angeboten (bspw. den verstärkten Kauf von Rüstungsgütern zur Steigerung der eigenen Verteidigungsfähigkeit bzw. zur Unterstützung der Ukraine) in die Diskussion mit Trump & Co. gehen.
Schließlich ist es in Europas Interesse, mit dem wichtigsten Handelspartner weiterhin Geschäfte zu betreiben und gleichzeitig unabhängiger vom US-Sicherheitsschirm zu werden. Sollte es Trump tatsächlich gelingen, die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Ukraine im nächsten Jahr zu beenden, fällt einer der größten Belastungsfaktoren für Konsum und Investitionen in Europa weg und viele Unternehmen könnten auf Aufträge für den beginnenden Wiederaufbau zerstörter Infrastruktur hoffen.
Wenn parallel die künftige Bundesregierung sowie die gerade neu formierte EU-Kommission die Ertüchtigung des Standorts Deutschland bzw. Europa weit oben auf ihre Agenda nehmen und die vielfach vorliegenden Vorschläge zur Senkung von Energie-, Lohnneben- und Bürokratiekosten, zur Ausweitung des Arbeitskräftepotenzials und für dringend notwendige Investitionen – bspw. zur Erneuerung von Infrastruktur – angehen, könnte die europäische Wirtschaft in den kommenden Quartalen positiv überraschen.
Das Szenario eines sich selbst tragenden Aufschwungs, in dem angesichts bereits länger steigender Realeinkommen vieler Menschen der Zündfunke des Aufbruchs auch auf den privaten Konsum überspringt und die Nachfrage weiter verstärkt, muss zumindest einkalkuliert werden. Entsprechend hat das ifo-Institut im Rahmen der aktuellen Konjunkturprognose neben einem verhaltenen Basisszenario ein positives Alternativszenario erstellt.
Nicht zuletzt werden weiter sinkende EZB-Leitzinsen für Entlastung bei Investitions- und Konsumentscheidungen sorgen. Auch wenn es aus heutiger Sicht kaum denkbar erscheint, darf die Chance, dass die Politik zumindest einige Weichen richtigstellt, nicht unterschätzt werden.
Wenn sich sowohl auf europäischer als auch auf deutscher Ebene nicht schnell das Gefühl entscheidender Veränderungen einstellt, dürften schon bei den in den kommenden Jahren anstehenden Wahlen die politischen Pole immer stärker an Gewicht zulegen, wie es bereits in vielen EU-Staaten der Fall ist.
Wer sich als Anleger für das Positiv-Szenario positionieren möchte, sollte auf der Aktienseite die zins- und konjunktursensitiven Unternehmen im Blick haben, die sich in den letzten rund drei Jahren deutlich schlechter entwickelt haben, als die Indizes. Zudem sprechen sinkende Zinsen und tendenziell steigende Staatsschulden für andere reale Anlagen, wie Immobilien, Infrastruktur oder Edelmetalle sowie für Krypto-Assets.
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